Die Adipositas ist ein starkes Übergewicht und wird aus dem lateinischen Wort adeps = fett hergeleitet. Oft werden auch Synonyme, wie Fettleibigkeit und Fettsucht verwendet. Adipositas hat sich in den vergangenen Jahren weltweit zu einer regelrechten Epidemie entwickelt. Betroffen sind vor allem Industrieländer, wie die Statistik ausgewählter OECD-Länder zeigt. Die USA, wo mehr als jeder vierte Erwachsene an Fettsucht leidet, belegt mit 27,50 Prozent Platz 1.
Aber auch Griechenland, Spanien und Tschechien verzeichnen einen hohen Bevölkerungsanteil mit Fettleibigkeit. Deutschland reiht sich mit 16 Prozent auf Platz 5 ein.
Dabei ist es wichtig zwischen Übergewicht (BMI über 25) und Adipositas zu unterscheiden. Adipositas bedeutet zwar immer auch Übergewicht, jedoch leidet nicht jeder Übergewichtige auch an Adipositas. So spricht man zwischen einem BMI von über 25 und unter 30 von Übergewicht (sog. Präadipositas), einer Vorstufe zur Fettleibigkeit. Ab einem BMI von 30 gilt man dann als adipös.
Das ist ein großer Unterschied. Denn im Vergleich zu „normalem“ Übergewicht bedeutet Adipositas eine krankhafte und übermäßige Menge an Körperfett. Auch wenn Ärzte allgemein dazu raten, Übergewicht zu vermeiden, so muss ein (leicht) übergewichtiger Mensch nicht zwingend gesundheitliche Probleme haben. Im Gegenteil, mittlerweile sind viele Fachleute der Ansicht, dass ein paar Pfunde mehr auf den Rippen (vor allem an Oberschenkeln und Po) sogar einen schützenden Effekt auf die Gesundheit haben können. Zu viel Bauchfett hingegen wird als gesundheitsschädlich eingestuft.
Das mit der Adipositas verbundene starke Übergewicht hingegen, erhöht das gesundheitliche Risiko deutlich. Ein BMI von über 30 ist oftmals Auslöser zahlreicher Volkskrankheiten, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck. Die Gefahr eines verfrühten Todes, z.B. durch Herzinfarkt oder Schlaganfall, steigt mit Adipositas um ein Vielfaches.
Nicht zu vernachlässigen sind die Auswirkungen auf die kognitive Leistungsfähigkeit. So kann mit zunehmendem BMI das Risiko für Gewebsschwund bestimmter Hirnareale (Atrophie) und damit auch das Risiko für Demenz und Alzheimer steigen. Betroffene mit starkem Übergewicht leiden aber nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. Obwohl die Zahl der an Adipositas erkrankten stetig steigt, wird Fettleibigkeit in der Gesellschaft kaum toleriert. So kann es zu sozialen Ausgrenzungen, negativen beruflichen Folgen und Minderwertigkeitsgefühlen kommen.
Die physischen und seelischen Folgen für an Adipositas Erkrankte sind enorm. Das starke Übergewicht belastet die Gelenke, sodass im Verlauf der Erkrankung zahlreiche Operationen und Therapien erforderlich sind, die wiederum zu Komplikationen und erneuten Behandlungsbedarf führen können.
Adipositas ist daher weitaus ernster zu nehmen, als „normales“ Übergewicht, zumal die Grenzen oftmals fließend sind. Vom Übergewicht zur Adipositas ist es nicht weit und wenn man nicht gegensteuert, kann sich die Adipositas in ihren Schweregraden noch steigern.
Übergewicht und Adipositas
Die Einordnung, ob jemand „nur“ übergewichtig, oder bereits adipös ist, wird nach dem Body Mass Index (kurz: BMI) vorgenommen. Der BMI errechnet sich aus den Merkmalen Größe und Gewicht und lässt sich mit dieser Formel berechnen:
Es gibt auch noch genauere BMI-Rechner, die zusätzlich Faktoren, wie Alter, Geschlecht und sportliche Aktivität berücksichtigen, jedoch kann man mit dieser einfachen Formel eine erste Einschätzung zur Gewichtsklassifikation treffen. Diese sieht wie folgt aus:
BMI Gewichtsklassifikation
BMI (kg/m²) | Kategorie | Interpretation |
---|---|---|
< 16 | Starkes Untergewicht | Untergewicht |
16 – 17 | Mäßiges Untergewicht | Untergewicht |
17 – 18,5 | Leichtes Untergewicht | Untergewicht |
18,5 – 25 | Normalgewicht | Normalgewicht |
25 – 30 | Präadipositas | Übergewicht |
30 – 35 | Adipositas Grad I | Adipositas |
30 – 40 | Adipositas Grad II | Adipositas |
≥ 40 | Adipositas Grad III | Adipositas |
Mit zunehmendem Alter erhöhen sich die Grenzen für die Gewichtsklassen. Auch sind die Grenzen bei Männern, aufgrund ihrer höheren Muselmasse, meist höher, als bei Frauen. Sportler und vor allem Bodybuilder sind der BMI-Formel nach oftmals übergewichtig, obwohl sie einen sehr niedrigen Körperfettanteil haben.
Dies soll verdeutlichen, dass die BMI-Formel zwar eine gute Einschätzung zur Gewichtsklassifikation geben kann, jedoch nicht zwischen der Art der Körpermasse unterscheidet. Hier zählt lediglich das Gewicht, egal, ob es zum Großteil aus Fett oder Muskeln besteht. Auch spielt bei der Beurteilung, ob man an ungesundem Übergewicht leidet, der individuelle Körperbau eine Rolle. So haben Menschen mit breiten Schultern und Hüften ggf. einen höhen BMI, als zierliche Personen. Die Aussagekraft des BMI ist daher nur begrenzt.
Wie man anhand der Tabelle gesehen hat, bewegen sich Übergewichtige innerhalb der BMI-Grenzen 25 und 30. Man sollte sich daher nicht gleich verrückt machen, wenn man laut BMI-Tabelle an Übergewicht leidet. Meistens kann man selbst gut einschätzen, ob sich das Übergewicht in gesunden Rahmen bewegt oder bereits krankhafte Ausmaße angenommen hat.
Eine Selbstanalyse ist der erste Schritt zur Erkenntnis. Habe ich gesundheitliche oder seelische Einschränkungen aufgrund des Übergewichts? Fühle ich mich wohl in meiner Haut oder möchte ich abnehmen? Ernähre ich mich ausgewogen und vielseitig? Bewege ich mich genug?
Das alles sind Fragen, die man zunächst für sich selbst beantworten sollte. Wenn man sich nicht sicher ist oder bereits gesundheitlich unter dem Übergewicht leidet, sollte man einen Arzt aufsuchen und sich beraten lassen. Dies ist vor allem dann ratsam, wenn man physisch oder psychisch unter seinem Übergewicht leidet. Je eher man handelt, umso früher kann man einer späteren Adipositas vorbeugen.
Adipositas Ursachen und Behandlung
Wenn man bereits an Adipositas leidet, gilt es, die Ursachen zu erkennen und rechtzeitig zu behandeln. Zu den wichtigsten Ursachen von Adipositas zählen:
- Überernährung
- Schlechte Nahrungsqualität
- Bewegungsmangel
- Soziale und kulturelle Faktoren
- Erblich bedingte Faktoren
- Stoffwechselerkrankungen
- Nebenwirkungen von Medikamenten
So vielseitig die Ursachen für Adipositas sein können, so unterschiedlich sind auch die jeweiligen Behandlungsmöglichkeiten. Dabei werden sowohl die Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten des Fettleibigen, seine Krankheitsgeschichte, als auch sein seelischer Zustand berücksichtigt.
Doch gleich welche Ursache die Fettleibigkeit auslöste und egal, wie hoch der Schweregrad der Adipositas ist, das Behandlungsziel ist immer gleich: Eine Gewichtsreduktion. Das Behandlungsziel schwankt je nach Schweregrad der Adipositas zwischen folgenden Prozentwerten:
BMI (kg/m²) | Schweregrad | Gewichtsabnahme |
30 – 35 | Adipositas I | 5 bis 10 Prozent |
35 – 40 | Adipositas II | 10 bis 20 Prozent |
> 40 | Adipositas III | 10 bis 30 Prozent |
Egal, unter welchem Adipositas-Grad man leidet, wichtig ist es, den Kopf nicht in den Sand zu stecken, sondern einen Weg aus der Fettleibigkeit zu finden. In Anbetracht der fließenden Übergänge zwischen Übergewicht und den einzelnen Adipositas-Graden, sollte man so früh wie möglich die Notbremse ziehen, wenn man merkt, dass man unter krankhaftem Übergewicht leidet.
Oftmals geraten Übergewichtige in eine Negativspirale, aus der man nur schwer wieder herausfindet. Sie leiden unter ihrem Übergewicht und das hat negative Auswirkungen auf das soziale und berufliche Leben. Negative Rückmeldungen, Schicksalsschläge und andere Probleme werden mit übermäßiger Nahrungsaufnahme gedämmt, welche jedoch alles nur noch schlimmer macht. Schuldgefühle und Versagensängste können zu immer höherem Übergewicht führen und den Weg heraus aus der Adipositas erschweren.
Betroffene finden selten alleine aus dieser Negativspirale heraus. Daher ist es umso wichtiger, sich an Menschen zu wenden, die einem helfen können. Zu den wichtigen therapeutische Aufgaben der Adipositas zählt neben der Umstellung der Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten vor allem die Motivation der Betroffenen. Eine Psychotherapie ist erforderlich, damit nicht nur der Köper, sondern auch die Seele therapiert wird. Oft werden auch wichtige Personen aus dem engen Umfeld, wie Familie, Eltern oder der Partner in die Therapie einbezogen.
Auf diese Weise wird der Betroffen Schritt für Schritt in ein neues, gesundes Leben geführt. Dazu gehören neben einem gesünderen Lebensstil auch soziale Kontakte, Lust auf Aktivitäten und Bewegung, sowie ein genussvoller und ausgewogener Umgang mit Nahrung. Wenn man den Mut für den ersten Schritt aufbringt, kann man den Weg heraus aus der Adipositas schaffen, sich wieder wohl in seiner Haut fühlen und neue Ziele in seinem Leben in Angriff nehmen.
Michaela meint
Hi,
welche Diät / Kur wäre für Adipositas 2 geeignet wenn man schon Gelenkschmerzen wie z.B. Hüftkopfnekrose und Coxarthose mit metabolischen Syndrom.
Kann mir jemand einen Tipp geben.
Danke
Alicia meint
Hey Michaela,
vielen Dank für deinen Kommentar!
Die generelle Therapie bei Adipositas sieht einen Mix aus regelmäßiger körperlicher Bewegung und ausgewogener Ernährung vor. Ziel ist es, die Kalorienzufuhr durch eine dauerhafte Ernährungsumstellung zu reduzieren und den Kalorienverbrauch durch mehr körperliche Aktivität zu steigern.
Laut Ärztezeitung teilt sich die Ernährungstherapie in mehrere Stufen ein. Diese beinhalten u.a. eine Reduktion der Fettzufuhr, eine energiereduzierte Mischkost mit einer täglichen, moderaten Energieeinsparung (keine Crash-Diäten!), sowie ggf. den (vorübergehenden) Einsatz von Formulaprodukten als Mahlzeitenersatz.
Die konkreten Therapiemaßnahmen hängen vom Ausmaß der Adipositas, sowie bereits eingetretenen bzw. drohenden Folgeerkrankungen ab. Bei BMI-Werten über 30 (Adipositas Grad II eintspricht einem BMI von 35–39,9) sollte laut Apotheken-Umschau „in jedem Fall eine Therapie erfolgen“. Auch kann bei einem BMI über 30 oder wenn bestimmte Begleiterkrankungen vorhanden sind, eine medikamentöse Therapie erfolgen. Der Einsatz von Medikamenten kann auch unterstützend zu diätetischen und verhaltenstherapeutischen Maßnahmen erwogen werden. Dafür muss jedoch eine ärztliche Kontrolle gewährleistet sein.
Auch bei einer kalorienreduzierten Ernährung ist im Zweifel eine ärztliche Überwachung angeraten. Das gilt ebenfalls für das Bewegungsprogramm. Wenn man z.B. länger keinen Sport mehr getrieben hat, über 35 Jahre alt ist oder unter körperlichen Einschränkungen oder Krankheiten leidet, sollte vorher unbedingt ärztlicher Rat eingeholt werden.
Daher würde ich dir – inbesondere, da bereits Folgeerkrankungen bestehen – empfehlen, deinen Arzt nach geeigneten Therapiemaßnahmen zu fragen.
Viele Grüße,
Alicia
Heike meint
Ich habe nicht gewusst, dass es Unterschied zwischen Übergewicht und Adipositas gibt. Vielen Dank für die Information zur Errechnung und Interpretation von BMI. Für mich war es immer schwierig Übergewicht zu vermeiden. Vielleicht sollte ich mich an einen Spezialisten wenden.